Lisistrati

Adam und Eva, Himmel und Erde, Mann und Frau, ein zeitloses Paar. Getrennt leidet es unter schmerzhafter Einsamkeit, vereint entwickelt es die mächtigsten Kräfte. Was verbindet einen Mann und eine Frau? Die Liebe, was sonst! Diese heftige Kraft, die alles andere wie ein Kinderspiel aussehen lässt.

Ein antiker Mythos besagt, dass der Mensch zu Beginn der Zeiten Hermaphrodit war. Eine böse Gottheit trennte diese harmonische Kreatur gewaltsam und seitdem fühlt sich der Mensch nur noch als ein halbes Geschöpf. Die menschliche Fantasie versuchte, durch diesen Mythos hinter das große Geheimnis der Liebe zu kommen. In der Weltliteratur wurde die Liebe als eine höchstromantische Idee und als Sinn des Lebens geehrt. Aber seien wir ehrlich: Die Liebe will körperlich sein. Diese Sexualität wurde über Jahrhunderte von Religionen und politischen Systemen unterdrückt.

Man sagt die Liebe sei ein Krieg. Was hat aber die Liebe mit dem echten Krieg zu tun? Der Krieg ist etwas für starke Männer, die Liebe etwas für sensible, romantische Frauen. Kann dieses Stereotyp gebrochen werden? Hat die Liebe die Kraft, die Waffen zu besänftigen? Können die Frauen mit ihrer Weiblichkeit als Waffe den Krieg beenden? Ein großer Schriftsteller aus der Antike mit einer pazifistischen Vision ist sich sicher. Wer hätte gedacht, dass Aristophanes, ausgerechnet ein Mann, eine solche Hymne auf die Frau schreiben würde.

Die Athener befinden sich, wie immer, im Krieg mit den Spartanern. Die jungen Athener müssen erneut zu einer Mission in der Ferne aufbrechen. Sie hinterlassen ihre Frauen, die mit der Angst leben müssen, sie nie wiederzusehen. Die Schauder des Kriegs: Paare werden getrennt, Eltern begraben ihre Kinder. Der Krieg zerstört den natürlichen Fluss des Lebens. Wer kann das wieder in Ordnung bringen? Wer kann die Absurdität des Kriegs beenden? Ein Demagoge mit seinen Argumenten? Ein erfahrener, vernünftiger Politiker (wie Provulos im Stück)? Ein gescheiter alter Man mit der Weisheit und der Erfahrung des Erlebten (wie der Chor der lächerlichen Älteren, die die Frauen aus der Akropolis verjagen wollen)? Aristophanes überrascht uns erneut mit seiner Gabe. Die Männer erwiesen sich als unfähig, logisch über den Krieg zu denken. Naiv und kurzsichtig ließen sie sich von Kriegshetzern, die ihre persönlichen Interessen Staatsinteressen tauften, (Kriegstreiber) treiben. Die schwer erarbeiteten Staatsgelder im Parthenon werden für Kriegsangelegenheiten verschwendet. Die Männer sehen das Kriegsführen als etwas, das sie bereits in ihrer Kindheit zu tun lernten und seither gewohnt sind. Sie können sich ein Leben ohne heroische Taten und Kämpfe nicht vorstellen. Wenn also kein Mann das Ende des Kriegs herbeiführen kann, wer dann? Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten: Lysistrate (Λυσιστράτη (λύω+στρατός): die, die Armeeerlöst) steht bereits auf der Bühne. Kann das sein? Eine Frau handelt gegen den Krieg, gegen die Männer? Nein, natürlich nicht! Es erfordert wie immer den Einsatz vieler, ja aller Athenerinnen und aller Frauen. Sie treffen sich und schließen eine weibliche Allianz, besiegelt durch einen eigenartigen Schwur. Sie besetzen die Akropolis und im Tempel, der über Athen thront, schmieden sie ihren Plan. Einen schlauen, komischen Plan, der nur in einem weiblichen Kopf entstehen kann. Doch was ist ihre größte Waffe, außer ihren Köpfen? Ihre Schönheit, ihre Körper und die Anziehungskraft, die sie bei den Männern auslösen. Das ist es, was sie zu ihrer Waffe machen und sie beginnen einen sexuellen Streik. Sie streiken und verweigern ihre ehelichen Pflichten! Der Liebesstreik treibt nicht nur die „hungrigen“ Männer zur Verzweiflung, auch die Frauen stellt die Enthaltsamkeit auf die Probe. Manche versuchen, den Streik zu brechen. Aber Lysistrate ist zur Stelle und erinnert an das gemeinsame Ziel: den Frieden. Ein Krieg wird aber immer von zwei Seiten geführt. Es müssen auch die Spartaner gestoppt werden. Die starke und anziehende Lampito aus Sparta beteiligt sich und organisiert den Frauenstreik in Sparta.

Nach vielen erfolglosen Versuchen der Männer, den Streik der Frauen zu brechen, kommt der Moment der Versöhnung. Athener und Spartaner schließen Frieden. Aber wer ist nun der Sieger? Die Liebe und der Frieden natürlich, was sonst? Aristophanes träumt von einer Welt ohne Krieg, in welcher der Frieden, die Logik und das Pathos herrschen und jeder Mensch fröhlich leben kann.

Wie jedes Jahr bringt die Theatergruppe „… zur Sonne“ auch dieses Jahr eine Brise Griechenlands nach Wien. Heuer geschieht das mit Lysistrata von Aristophanes, mit dem die Gruppe zeigt, dass geniale Schriftsteller wie er zeitlos und universell bleiben. Ihre Werke überdauern die Zeit und bleiben stets aktuell, da sie der Seele des Menschen nahe sind, die sich immer nach Frieden, Zweisamkeit und menschlicher Nähe sehnen wird. Denn der Mensch wird sich immer und überall verlieben. Und er wird die Welt immer wieder verändern.

Autor:

Aristophanes

 

Mitwirkende:

 

Berabeitung:

Nicholas Spanos

 

Inszenierung:

Theodoros Limitsios

 

 

DarstellerInnen:

 

Lysistarte: Ino Matsou

Kleonike: Danai Mermiga

Myrrhine: Santina Marketou

Lampito: Xanthi Tokmakidou,

Erste alte Frau: Olga Kessaris

Chor der alten Frauen: Christna Chrisanthakopoulou, Irene Skouta

Erste alter Mann: Christos Lakis

Chor der alten Männer: Vassilis Mavratzas, Tassos Vassiliou

Ratsherr: Theodoros Limitsios

Kinesias: Vassilis Mavratzas

Erster Spartanischer Gesandter: Vassilis Mavratzas

Zweiter Spartanischer Gesandter: Tassos Vassiliou

Erste Athenischer Gesandter: Theodoros Limitsios

Kind des Kinesias und der Myrrhine: Lampis Sachpazidis

 

Gesang:

Olga Kessaris, Xanthi Tokmakidou

 

Deutsche Übersetzung:

Santina Marketou, Johannes Stehle.

 

Kostümberatung:

Evelyn Katsarou

 

Bühnenbild:

Alexandra Karakopoulou - Zisser

 

Licht und Ton:

Panagiotis Panagiotopoulos

 

Musikalische Auswahl:

Thod Limier, John Psimopoulos

 

Bild:

Georgios Malissianos

 

Poster und Programm:

Xanthi Tokmakidou